Leselaune

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In andere Welten eintauchen, mit dem Protagonisten mitgehen oder selbst zu einem werden, das ist es, was uns am Lesen so fasziniert. Gerade deswegen ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, so früh wie irgend möglich damit zu beginnen.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die Abende in Frottee-He-Man-Bettwäsche, an denen sich meine Mutter zu mir ans Bett setzte und mir aus Büchern wie „Das Sams“, „Sophiechen und der Riese“, „Jim Knopf und die Wilde 13“ oder „Die kleine Hexe“ vorlas. Wie gebannt hörte ich ihr zu und konnte es kaum erwarten, was auf den nächsten Seiten wohl alles passieren mochte. Das hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit meine Liebe zu Büchern und zum Lesen geprägt und ich danke meiner Mutter noch heute dafür, dass sie sich jeden Abend die Zeit genommen hat, mir vorzulesen.

Keiner dieser oben erwähnten Kinderliteraturklassiker ist veraltet, obwohl es sicher schon mindestens 27 Jahre her ist, dass sie mir vorgelesen wurden.

Und sicherlich sind diese und viele andere Klassiker auch heute noch in vielen Kinderzimmern zu finden. Dennoch empfinde ich es bei der Flut an Buchveröffentlichungen mittlerweile als sehr anstrengend mich für eines zu entscheiden. Wie soll das da erst meiner 8jährigen Tochter gehen ?

In Zeiten des Multimediawahns scheint mir alles immer äußerlich höchst attraktiv wirken zu müssen und sicherlich ist es wahr, dass das Auge „mitisst“, dennoch möchte ich betonen, dass nicht hinter jedem wundervollen Cover auch eine wundervolle Geschichte steckt. Und nun kommen wir zur Crux: muss ich alle Bücher meiner Tochter vorher gelesen haben um wissen zu können, ob ich sie ihr überhaupt zugänglich machen möchte ? (Wobei wir ja auch schon wieder beim vorherigen Thema „Loslassen“ wären, oder ?)

Da ist zum Beispiel dieses Buch über ein freches Mädchen, Lotta. Das Cover wirkt auf Kinder ansprechend, die Illustrationen auf den einzelnen Seiten sind doodlemäßig und wirken laut meiner Tochter „cool“. Lotta erlebt jede Menge und schreibt dies als eine Art Journal oder Tagebucheintrag nieder. Einen tieferen Kontext gibt es meiner Meinung nach eher nicht. Ein Buch ist bei uns in maximal zwei Tagen durchgearbeitet. Dabei fehlt mir persönlich all das, was im ersten Absatz beschrieben. Der Zauber fehlt. Die Kinder versetzten sich nicht mehr in die Lage der Protagonistin.

Das führt dazu, dass sie immer weniger Bücher lesen, nicht zuletzt auch deshalb, da sie mit Medien wie Ipad, Fernseher und Videospielkonsole konkurrieren.

Dass Lesen, vor allem Vorlesen, enorm wichtig ist, wird dann klar, wenn man als Elternteil von der Klassenlehrerin einen „Leseplan“ mit nach Hause bekommt. Lotta und auch ihre Klassenkameraden/innen sollen doch jeden Tag 15 Minuten etwas zu Hause laut vorlesen. Das ist sehr bemüht und lieb gemeint, aber hilft nur dann, wenn sich die Eltern dahinter klemmen. Buchvorstellungen werden vereinbart -in der zweiten Klasse- um frühzeitig zu lernen wie man „richtig präsentiert“.

Das mag sich organisiert anhören, ist aber kaum durchzusetzen. Nach spätestens dem vierten Tag nicht erreichen des „Tagespensums“ hat man weder als Mutter noch als Tochter noch Lust den nun „verbockten“ Plan weiter zu führen.

Um Lotta zum Lesen zu animieren, lasse ich bewusst freie Zeit zu Hause, die ich nicht abdecke und quasi Langeweile aufkommen lasse. Ausserdem gibt es viele Rückzugsecken in unserem Haus und auch Garten, um sie in Ruhe lesen zu lassen. Und wenn sie Lust hat, kommt sie abends in mein Bett und liest mir vor. Aber ganz freiwillig. Und ohne Liste.

 

Buchempfehlungen für Mädchen (und Jungs) im Alter von 8-10

  • Der kleine Mann – Erich Kästner
  • Das Sams – Paul Maar
  • Ronja Räubertochter – Astrid Lindgren
  • Momo – Michael Ende
  • Liliane Susewind – Tanya Stewner
  • Polly Schlottermotz – Lucy Astner
  • Die Schule der magischen Tiere – Margit Auer
  • Karlsson vom Dach – Astrid Lindgren
  • Ben liebt Anna – Peter Härtling
  • Harry Potter – Joanne K. Rowling
  • Florentine – James Krüss
  • Arabel und Mortimer – Joan und Lizza Aiken
  • Sophiechen und der Riese – Roald Dahl
  • Der kleine Vampir – Angela Sommer-Bodenburg
  • und viele mehr…

 

Euch eine gute Zeit, viel Spaß beim Durchstöbern der Liste und eine Ergänzung ist absolut erwünscht 🙂

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