„Urlaubszeit bedeutet vor allem für Mütter Stress-Zeit“ so oder so ähnlich las ich es neulich in einer Familienzeitschrift und auch unter Mombloggern wird oft über den „Urlaub vom Urlaub“ geschrieben. Ich habe unsere letzten 8 Jahre Eltern-Dasein Revue passieren lassen und meine Gedanken niedergeschrieben. Eine kleine Abrechnung.
Zuerst möchte ich ganz klar sagen, dass es für mich kein richtig oder falsch gibt. Es ist, wie immer eigentlich, ganz individuell zu betrachten. Immerhin ist jede Familie verschieden und auch Familienbedürfnisse somit. Nichts desto trotz schildere ich das Thema Urlaub jetzt aus meiner Sicht.
In den letzten Jahren sind mir verstärkt Artikel aufgefallen, in denen es um eine neue Art von Offenheit, Offenbarung im Internet und anscheinend kritische Ehrlichkeit, vielleicht eher skandalöse und vorurteilsbehaftete Ehrlichkeit geht. Generell finde ich es toll, sich über Themen auszulassen und alle Facetten zu zeigen, jedoch möchte ich an dieser Stelle auf eine Art unreflektierte Wahrnehmung verweisen, die mehr und mehr im Zeitalter des Bloggens zugenommen hat.
Und irgendwie schmerzt es mir in der Seele so etwas wie „Urlaub vom Familienurlaub“ lesen zu müssen. Hauptkritikpunkte in dem Artikel waren, dass dieses Muttertier sich im Campingurlaub ausschließlich den Kindern und ihrer Versorgung widmete, das Packen des Autos organisierte, die Kinder während der Autofahrt bespaßte und auch sonst recht wenig Zeit für sich selbst hatte, während der Partner ganz entspannt sein Ding durchziehen konnte.
Viele von uns werden sich in diesem Verhalten und den daraus entstandenen Situationen ebenfalls sehen können, aber meine Frage an dieser Stelle ist: Ist das denn so schlimm ?
Die Autorin sehnt sich nach der Zeit, in der sie nur für sich selbst verantwortlich war und sie in ihrem Urlaub entspannen konnte.
Natürlich möchte ich nicht bestreiten, dass auch ich dieser Zeit manchmal nachtrauere, besonders, wenn nachts um 23.00 Uhr, wenn gerade traute Zweisamkeit im Bett aufkommt, kleine nackte Kinderfüße ins Schlafzimmer getappelt kommen oder nach einer durchfeierten Samstagnacht morgens um 9 nach eine Streitschlichterin verlangt wird. Ist doof, kommt vor. Ist aber doch eher die Ausnahme. Also haben wir entweder verdammt tolle Kinder oder generalisieren einfach nicht über.
Urlaub ist für mich nämlich das Zepter beim Packen in der Hand zu behalten, das Auto so organisiert zu beladen, dass eine recht angenehme Autofahrt ins 1300km entfernte Frankreich möglich ist. Kleine Snacks im Vorfeld zu kaufen und das iPad mit den richtigen Filmen zu bestücken, Decken und Kuschelkissen im Auto zu platzieren und das Haus so zu putzen, dass es nicht nur glänzt, sondern auch für unsere Tauschpartner perfekt hergerichtet ist. Das hört sich erstmal nach viel Stress an, aber ich muss sagen, er ist doch im Grunde positiver Natur. Ich freue mich auf 13 Stunden lange Autofahrten (meistens über Nacht) und lange Gespräche mit meinem Mann. Und aufs Ankommen in der Urlaubsregion, die aufregenden ersten Erkundungen im Haus und den ersten Einkauf. Natürlich gibt es dabei auch schreckliche Momente. Will ja fast keiner freiwillig zwischen 2 und 5 Uhr nachts fahren, aber wir wechseln uns ab, sodass jeder seinen Schlaf bekommt oder eben wenigstens kurz Augenpflege betreiben kann.
Im Urlaub sind wir nämlich genau das, was wir im Alltag nicht sein können. Ein richtig gutes Team. Mein Mann genießt die Zeit mit den Mädchen und respektiert meine kleinen Ruhepausen, ich lasse ihm seine Zeit am PC oder seine Laufrunden. Quasi Quid pro Quo. Nur ohne jede Abstimmung.
Und ja, es stimmt, im Urlaub mache ich genau das, was ich auch zu Hause mache: Essen kochen, Kinder beschäftigen und versorgen. Aber ist das schlimm ? Und was kann ich von einem Urlaub erwarten ?
Wir sind in den letzten 8 Jahren in der ganzen Welt herum gereist und haben vieles gesehen. Mit Kindern. Ob ich es lieber ohne die beiden Damen getan hätte? Auf keinen Fall! Nichts ist so herzerwärmend wie leuchtende Kinderaugen oder eine Kindheitserinnerung. Die beiden sind so wachsam und kulturell interessiert, dass es so viel mehr Spaß macht neue Kulturen zu entdecken und ihnen unsere alten Lieblingsplätze zu zeigen.
Ich denke, dass für uns vor allem Urlaub bedeutet, dass der Routinerahmen erheblich aufgefächert wird. Kein um 7 Uhr aufstehen müssen, nicht unbedingt mittags warm essen, keine Hausaufgaben machen oder kontrollieren und vor allem kein Facetime als Abendroutine, um dem Papa Gute Nacht sagen zu können. Ich genieße es regional zu kochen und versorge die Kinder gerne. Natürlich habe ich nichts gegen eine Stunde Lesezeit, um mich einem Buch zu widmen oder etwas vor mich hin zu dösen. Es ist alles in so einer typischen IKEA-Atmosphäre: Nichts müssen-alles können. Und ich sehe meinen Kindern viel bewusster bei der Entwicklung zu: Alles, was im Alltag zwischen Geigenunterricht und Fußball keine Chance hat, scheint jetzt so hell, dass man beinahe eine Sonnenbrille bräuchte. Maditchen interessiert sich immer mehr fürs Schreiben und Taucht auf einmal wie eine kleine Robbe, Lotta widmet sich der Ukulele und komponiert eigene Lieder. Klar gibts auch mal Streit und Langeweile. Wäre ja auch total abwegig, wenn immer alles in Butter wäre, und doch tangiert mich das viel weniger als im Alltag. Ich genieße einfach das Leben fernab von Routine und Hektik.
Und klar ist es nicht wie früher, als ich noch Single und das Einzige, worum ich mich im Urlaub kümmern musste, das nächste Getränk von der All-inklusive-Bar war, aber zurück sehne ich mich danach nicht.
Denn jetzt ist da einfach so viel mehr Liebe.
Wunderbar geschrieben und so wahr. Ich gehöre zwar eher zu der Sorte Mutter, die regelmäßig den Rappel kriegt und Zeit für sich haben will, aber das liegt auch u.a. daran, dass ich den Kleinen mit 1,5 immer noch Stille und das zehrt doch langsam. Vor allem der Schlafmangel. Aber so wie du schreibst, die alten Zeiten will ich deshalb trotzdem nicht zurück. Nur manchmal für 1-2 Stunden durchatmen können, egal ob im Alltag oder im Urlaub. Und die organisiert sich ja jeder selbst so, wie man’s braucht. Vielleicht ergibt sich ja mal ein Wohnungstausch, falls ihr Interesse an Berlin hättet 🙂 LG! Ann-Katrin von http://www.inspiriermich.de
Ja, genauso meine ich das auch! 🙂 wir können gerne in Kontakt bleiben:) Lg Viktoria