Schon letztes Jahr hatte Lotta im Lockdown Geburtstag. Sie wurde von uns vertröstet: „Im Sommer holen wir alles nach und nächstes Jahr, wenn du dann auf der neuen Schule bist, darfst du eine riesige Party zu deinem 11. Geburtstag feiern. Jetzt ist nächstes Jahr und aus der Riesenparty ist nichts geworden. Auch nicht aus der Party im Sommer.
Und so wurde aus der versprochenen Party eine Geburtstagsparty 2.0 ganz im Sinne der zunehmenden Digitalisierung.
Schon in den vergangenen Wochen und Monaten hatten sich viele Kinder intensiv mit den unterschiedlichsten Video-Plattformen auseinandersetzen müssen. Unsere kleinen digital natives verstanden die Funktionen oft besser als wir selbst und genossen dieses kleine Überlegenheitsgefühl sichtlich. Gerade deswegen kam uns die Idee diese Skills zu nutzen, um wenigstens etwas halbwegs adäquates für eine Geburtstagsfeier anbieten zu können.
Getting in the mood
Geburtstagsfeiern sind etwas ganz besonderes, egal ob nun on- oder offline. Stimmt Euch also für dieses besondere Event ein: Ein geschmückter Tisch, Girlanden, das Lieblingsoutfit und was auch immer sonst noch wichtig ist, sollte da auf jedenfall nicht fehlen.
Planung ist alles
Video-Geburtstage haben viele Vorteile: Kein klebriger Kuchenrest auf dem Boden, keine Sorge um Kind X mit seinen Allergien oder Unverträglichkeiten. Keine Sanierung des Wohnzimmers im Nachgang und auch keine Grüppchenbildung.
ABER Online-Parties benötigen eine Intensive Planungsphase und je nach Alter der Kinder auch eine Aufsichtsperson/Organisator.
Es sollten sich folgende Fragen gestellt werden:
- Wie sollen die Einladungen versendet werden? (digital/analog)
- An welchem Wochentag haben die meisten Kinder ein internetfähiges Gerät (im besten Fall PC) zur Verfügung?
- mit welchem Anbieter mache ich die Video-Konferenz?
- Wie ist der zeitliche Ablauf und was mache ich auf der Party?
- Wird vorweg eine Box oder Tüte mit Partyrequisiten bei den Gästen vorbeigebracht?
- Soll ein Zeitraum vereinbart werden?
Zu 1. : Wir haben die Einladungen mit canva erstellt und per Email versendet. Hierbei bietet sich ein PDF-Format an, sodass der Link dann einfach kopiert werden kann und so sicher funktioniert.
Zusätzlich haben wir noch ein kleines Infoschreiben mitgeschickt, in dem alles wichtige nochmals zusammengefasst ist. Das ist deshalb wichtig, weil die Party nur dann für alle stressfrei ist, wenn Grundbedingungen gegeben sind und alle ausreichend informiert sind. Beispielsweise muss klar sein, dass jeder über die nötige Software verfügt, das Mikrofon funktioniert und weiß, wie man sich anmeldet. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass manche Anbieter nur begrenzt Zeit für Videokonferenzen geben, solange man nicht dafür bezahlt (bei Zoom sind es bspw. 40 Minuten). Es ist daher wichtig, die Teilnehmer darüber zu informieren, dass sie nach 40 Minuten erneut auf den Link gehen müssen, um wieder an der Party teilnehmen zu können.
Zu 2. : Wir haben uns nicht ohne Grund für einen Sonntagnachmittag entschieden. Bei der Auswahl des Datums sollte man berücksichtigen, dass nicht alle Kinder über eigene Hardware verfügen und die Party nicht unbedingt mit Meetings der Eltern im Homeoffice kollidieren sollten. Sonntags nachmittags schien uns zudem auch noch am stabilsten was die Internetverbindung angeht, da wir hier recht ländlich wohnen.
Zu 3. :Anbieter gibt es mittlerweile wie Sand am Meer: Google Meet, Big Blue Button, Windows Teams, Skype, Webex, Zoom uvm.
Für welchen Anbieter man sich letztendlich entscheidet, ist reine Geschmackssache. Wir haben in der Vergangenheit viel mit Zoom gearbeitet und uns deswegen dafür entschieden. Die Installation ist einfach und es wird kein Account benötigt, somit auch keine persönlichen Daten.
Zu 4. : Wir haben uns im Vorhinein viele Gedanken gemacht, wie die zwei Stunden gefüllt werden können.
Zu Beginn durften alle Gäste ihre Party-Pakete, die wir einen Tag vorher bei jedem vorbeigebracht hatten, öffnen. Darin befand sich ein Softdrink, eine Packung Chips, Fruchtgummi, ein Briefumschlag mit Spielmaterial für Spiele und ein Bogen des Spiels „Stadt-Land-Vollpfosten“ Junior Edition. Im Anschluss hat Lotta alle Geschenke, die sie hauptsächlich beim Vorbeibringen der Party-Pakete im Austausch bekommen hatte, geöffnet. So konnte jeder sehen, was sie von den Gästen geschenkt bekommen hat.
Einen Tip bei Softgetränken habe ich ganz exklusiv für Euch: Wir hatten zu den Cola-Glasflaschen noch Pappstrohhalme dazugelegt, damit jeder direkt losschlürfen kann. Macht es nicht! Sowie die Strohhalme in die Flaschen kommen, sprudelt die Cola wunderbar heraus und über den ganzen Tisch!
Spiele, die wir gespielt haben:
- Kahoot (mit selbstausgedachten Fragen wie z.B. Wieviele Stacheln hat ein Igel? Was ist der höchste Berg der Welt? etc.)
- Skribbl (bei uns ging es nur mit den Gästen, die nicht über das Smartphone zugeschaltet waren
- Wer bin ich (Dazu hatte ich einen Umschlag mit je einem Foto einer vermeintlichen Berühmtheit in das Zoom-Party-Paket gelegt. Bei uns waren es: Pippi Langstrumpf, Harry Potter, Manuel Neuer, der Weihnachtsmann, Donald Trump, Mickey Mouse, Geburtstagskind) Wichtig: Bei uns hätte es noch strukturierter sein können, wenn es dazu noch einen Fragenkatalog gegeben hätte mit Fragen, die einem beim Erraten helfen, wie z.B. Bin ich ein männlich/weiblich? Bin ich real? Spiele ich in einem Film mit? Gibt es Bücher von mir? Lebe ich in Deutschland? Kennt man mich aus dem Fernsehen? Bin ich berühmt?
- Just one (Dazu benötigt mindestens ein Spieler das Spiel bzw. die Karten, die Regeln dazu haben wir uns hier zusammen über die Bildschirmfreigabe angeschaut
- Stadt-Land-Vollpfosten in der Junioredition (Einen Bogen haben wir in jedes Zoom-Party-Paket gelegt. Tipp: Es ist unwahrscheinlich, dass man mehr als 4 Runden schafft, auf jedenfall auch einen Timer mit einbauen, sodass jeder 1- 2 Minuten zum eintragen bekommt)
Zu 5.: Bei uns war das Vorbeifahren bei den einzelnen Gästen das Highlight für Lotta. Zum einen hat es ihr sehr viel Spaß gemacht die Party-Pakete vorbeizubringen, andererseits hat sie auch von vielen Gästen ein kleines Geschenk erhalten, worüber sie sich natürlich sehr gefreut hat.
Zu 6.: Wir haben gut 2.5 Stunden benötigt, mit noch mehr Organisation hätten wir es vielleicht in zwei Stunden schaffen können. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben 🙂
Alles in Allem fanden nicht nur wir, sondern auch die Gäste die Zoom-Party sehr gelungen und würden definitiv wieder eine mitmachen. Nichtsdestotrotz sehen wir die Online-Party eben nur als Notlösung in diesen wilden Zeiten und freuen uns schon sehr, wenn wir irgendwann wieder ganz normal feiern dürfen.