Planloses Nordlicht unter Baden und Schwaben
Fastnacht ist hier im Süden Deutschlands ein riesiges Ding. Erstmals damit konfrontiert sah ich mich damals, als Lotta vor 5 Jahren in den Kindergarten eingewöhnt werden sollte. „Eine Eingewöhnung in der Fastnetszeit? Unmöglich!“ War der Chor der Erzieherinnen. Immerhin würden am Schmorzigen die Narren kommen und den Kindergarten befreien und das könnte bei den jüngeren Kindern schon mal mit einer Träne einhergehen. Ich solle das doch bitte nicht unterschätzen.
Am was bitte ? Schmorziger ? Befreiung?
Der schmorzige Dunschtig
Nun folgt eine kleine Begriffserklärung für alle, die ebenfalls nicht aus sehr südlichen Gefilden stammen. Für alle, denen klar ist, was ein gumpgiger/schmorziger/whatever Dunschtig ist: jaja, lacht ruhig über mich für meine Terminologie;)
Also, Fastnacht geht bei uns so richtig mit den heiligen drei Königen los. Ab dann gibt es viele Umzüge in den Städten und Dörfern der Karnevalsvereine, die -meist gemeinsam mit einer eigenen Kapelle- durch die Straßen ziehen und den Zuschauern nicht nur Süßigkeiten aus ihren Beuteln zuwerfen, sondern auch den ein oder anderen Streich spielen. Die Kostüme ( werden hier Häs genannt) sind eher altertümlich und die Masken sind aus Holz geschnitzt. Zugegeben, das kann kleine Kinder schon einmal gruseln. Deswegen kommen die Narren mit ihrem Häs zur Häs-Vorstellungen in die Kindergärten der Umgebung, sodass sich die Kinder langsam daran gewöhnen können. Ein absoluter Höhepunkt in der fünften Jahreszeit ist übrigens die Befreiung der Kindergärten und Schulen. Hier kommen dann die Narrenvereine des Ortes am Morgen in die Einrichtungen und entführen die Angestellten ins Rathaus, wo sie dann meist selber alle feiern. Die Kinder, die an diesem Tag verkleidet kommen dürfen, jedoch haben ab dem Zeitpunkt frei und laufen in großen Herden mit zu den noch zu befreienden Einrichtungen. Am Ende tanzen alle in der Turnhalle und jeder hat den Bauch voll mit Süßem.
Wichtig sind natürlich auch die Fastnetsrufe, die jedes Kind wie im Schlaf hier in der Region beherrscht. Hier mal ein typisches:
Hoorig, Hoorig, Hoorig isch de Katz‘
Und wenn de Katz‘ it hoorig isch,
Dann fängt sie koine Mäuse it.
Klar. Oder?
Zwischen Federvieh – oder – ein federleichtes DIY
Jetzt aber zum eigentlichen DIY.
Also, wenn euer Kind auch unbedingt ein Flamingo sein mag und ihr selbst künstlerisch aktiv sein wollt, brauch ihr folgendes:
– ein Trikot in zartrosa (Ebay ca.6€)
– eine zartrosa Strumpfhose (wir hatten schon eine von Noa Noa, aber die Drogerien haben auch deutlich günstigere
– 4 Federboas (achtet darauf, dass sie mindestens 60g je Boa wiegen, sonst sind sie einfach nicht puffing genug) (Ebay, 6€/Boa)
– Breites elastisches Gummiband
– einen Haarreif
– Vlieseline H640
– etwas Vliesofix
– Dicken Filz
– Stoffrest zum Verziehren, Garn, 2 Sicherheitsnadeln, etwas schwarzen (Glitzer-) Karton und Kleber
Los geht’s !
Ich habe als erstes den Bauchumfang von Lotta abgemessen und dementsprechend ein Gummiband zurechtgeschnitten. Dann habe ich die erste Federboa in 4 gleich große Teile geschnitten. An dieser Stelle empfehle ich euch wärmstens alles im Hobbyraum zu machen. Die Dinger lassen so viele Federn, dass man danach ein Kissen damit füllen könnte !!!
Wichtig: lasst bei der letzten Boa genug übrig für den Hals des Flamingos !
Die Boastücke habe ich nun, angefangen von einer selbstdefinierten Mitte, mit je 4 cm Platz dazwischen an das Gummiband genäht (elastischer Kreuzstich). Dabei bin ich, je weiter ich zur vorderen Mitte kam, mit den Boas immer kürzer geworden. Sprich: ich hab sie immer um so 4-5 cm gekürzt. Dadurch hatte ich viele kleine Boastückchen, die ich dann in die Lücken einsetzen konnte. Dadurch, dass der Rock stufenlos nach vorne kürzer wird, ist er nicht nur deutlich leichter, sondern fällt auch Flamingo-like wie ein Federkleid. Wer mag, kann übrigens unter den Federrock noch einen Petticoat ziehen. Sieht auch toll aus. Unserer wird wohl nicht rechtzeitig ankommen (Danke AliExpress). Kurz vor dem Ende hab ich das Gummiband dann zusammengenäht, sodass ein Rock entsteht.
Jetzt zur Maske:
Ich hab freihändig den Schnabel im Profil auf ein Blatt aufgezeichnet. Das hab ich dann als Schablone zwei mal (rechte Seite und linke Seite) auf die Vlieseline H640 übertragen und Stoffreste aufgebügelt. Einmal kurz abgesteppt und fixiert und tadaaa, fertig sind die Schnabelhälften. Nun wurden die Hälften in der Mitte zusammen genäht und noch etwas zurechtgeschnitten.
Die Augen habe ich an einem Stück aus Filz geschnitten und den Schnabel mit wenigen Stichen in der Mitte fixiert.
Im Anschluss hat der Flamingo noch schwarze Pupillen bekommen, die ich mit Vliesofix aufgebügelt hab ( Achtung: Backpapier zwischen den Materialien und dem Bügeleisen als Schutz nicht vergessen!!!) und aus Glitzerkarton aufgeklebte Wimpern.
Die Schnabelkonstruktion wird dann mittels einer Sicherheitsnadel am stoffüberogenen Haarreif fixiert. Nun kommt das letzte Boastück zum Einsatz: sie wird mit Hilfe der Kordel, die am Ende jeder Boa ist, am Haarreifen fixiert.
Das andere Halsende kann entweder später in den Rock gesteckt , oder mit einer Sicherheitsnadel daran fixiert werden. Wir bevorzugen erstere Variante, ist geeigneter, falls der Flamingo mal zur Toilette muss;)
Die Flossen:
Hier hab ich ebenfalls freihändig gearbeitet und mir eine Schablone gezeichnet. Aus apricot farbendem Stoff habe ich je zwei rechte und zwei linke Flossen ausgeschnitten und rechts auf rechts zusammen genäht. Das obere Ende hab ich zum Wenden offen gelassen. Im Anschluss habe ich die Flosse an ein Elastisches Bündchen genäht und zwei kleine Löcher mit der Stickschere in die oberen Enden geschnitten, sodass sie über den Schuh gezogen werden können und durch Schnürsenkel fixiert sind.
So, und nun viel Spaß beim Ausprobieren und Narri Narro!