Loslassen und Festhalten

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Wie oft habe ich das in den letzten Jahren gehört…“Früher, in unserer Kindheit, gingen wir morgens aus dem Haus, spielten Stunden im Wald und kamen abends erschöpft aber glücklich zurück. So ganz ohne Handy und im Grunde völlig auf uns allein gestellt.“ Könnt ihr euch noch an diese Zeit erinnern?

Meine Kindheit sah da nicht anders aus…wir trafen uns nach der Schule auf dem Spielplatz und erkundeten von dort aus unser Umfeld. Mal vermuteten wir Räuber im Wald, die wir den ganzen Nachmittag ohne Erfolg jagden, ein andern Mal fuhren wir mit unseren Rädern zum nächstgelegenen See. Ich glaub ganz oft hatten unsere Mütter keinen blassen Schimmer, wo wir den Nachmittag über so gewesen waren.

Jetzt gibt es GPS Uhren für Kinder und fast jedes Kind hat in der 4. Klasse ein Smartphone. Natürlich ist es schön, dass unsere kleinen didital Natives so früh mit den wohl bedeutendsten Freizeitgadgets ihrer Zeit bekannt gemacht werden und auch ich sitze im Glashaus, in dem ich die beiden Damen besonders auf quälend langen Autofahrten unsere Ipads zur Verfügung stelle.

Aber mal ganz im Ernst, müssen wir unsere Kinder, Ehemänner, Haustiere tracken ?

Und wieviel Eigenständigkeit sollte einer 8-Jährigen zugetraut werden ?

Neulich auf dem Elternabend von Lotta kam es genau (nach nicht wenig E-Mailverkehr und CC Setzung einer besorgten Mutter) zu dieser Diskussion.

Im nächsten Schuljahr sollen die Kinder, die dann auch ihren Fahrradführerschein machen, für eine Doppelstunde Nachmittagsunterricht in die etwas größere Partnerschule im nächsten Ort fahren. Das sind 1,5 km.

Besagte Mutter wollte nun, dass sich genug Eltern zusammen tun, um bei der Gemeinde einen Fahrdienst für die Schüler zu verlangen.

Das traf jedoch, anders als sich diese Mutter vorgestellt hatte, auf einigermaßen viel Unverständnis. Sie fiel dann komplett aus allen Wolken als ich anmerkte, dass Lotta schon seit einem halben Jahr allein zum nächsten Supermarkt fahren würde, wenn sie  sich etwas süßes kaufen möchte. „Aber doch nicht etwa mit dem Fahrrad, oder ?“ kam nur vollkommen fassungslos von ihr. Doch genau mit Fahrrad, nickte ich.

Wir haben mit Lotta schon recht früh mit der Verkehrserziehung angefangen und können sie guten Wissens und Gewissens mit ihrem Fahrrad alleine fahren lassen. Angefangen haben wir damit sie auf einem Verkehrsübungsplatz für Fahrräder fahren zu lassen, damit sie eine Grundidee von den Verkehrsregeln bekommt. Da sie doch ein recht vernünftiges Kind ist, würde sie nie ohne Helm fahren. Noch dazu kümmert sich mein Mann darum, dass ihr Fahrrad immer verkehssicher ist.

Für Lotta ist es eine Freiheit, die sie unbedingt braucht und die auch mein Mann und ich als Kinder hatten. Ich persönlich denke viel eher, dass aus unselbstständigen Kindern unselbstständige Erwachsene werden und dass wir es doch in der Hand haben, unsere Kinder zu mehr Selbstständigkeit hin zu erziehen.

Ich bin absolut kein Freund von Laissez-faire und bei uns geht es mit unter sehr streng zu. Dabei stelle ich mir uns Eltern immer als eine Art Leitplanke vor, die das selbstgesteuerte Auto „Kind“ vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt. Dabei fährt es meistens ganz gut auf den vorgegebenen Wegen, aber zwischendurch verliert es den Überblick und -ratsch- streift mal kurz die Mama- oder Papaleitplanke.

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An dieser Stelle nochmal vielen Dank an das Team von Woom für die Bereitstellung des absolut tollen Fahrrads.

Viele Grüße

Viktoria

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