Wollknäuel Au-Pair Suche: Wie wähle ich ein Au Pair aus?

Junge Mädchen und natürlich auch Jungen, die für eine längere Zeit ins Ausland wollen, um im besten Fall eine neue Kultur zu erkunden und familiären Anschluss dabei zu finden, wählen immer öfter die Option „Au Pair“ für ihr großes aufregendes Vorhaben.

In Zeiten des WWW sind die Möglichkeiten wie genau man ein passendes Au Pair findet auf der einen Seite groß genug, um eine gute Auswahl treffen zu können, auf der anderen Seite gleicht der Dschungel an Quellen und die Möglichkeiten einem Wollknäuel, das entknotet werden muss.

Ich stelle euch heute unseren Weg der Au Pair Suche vor. Das heisst natürlich nicht, dass ihr es genauso machen müsst, aber zumindest kann ich einen Teil des Knäuels etwas transparenter darstellen.

Als wir vor vielen Jahren unser erstes Au Pair suchten, waren die Möglichkeiten deutlich begrenzter. Man konnte entweder zu einer Agentur gehen (und es gab bei uns vor Ort keine) oder eine Au-Pair Datenbank im Internet ansteuern. Wir entschieden uns schnell für die damals (und ich glaub auch heute noch) größte Datenbank AuPairWorld. Da wir auf der Suche nach einer englischen Muttersprachlerin waren, war das für uns die optimale Art der Suche (und des Gefundenwerdens). Es ist nämlich bei den Au-Pair-Börsen so, dass eben beide Seiten sich gegenseitig suchen und somit die Wahrscheinlichkeit, dass es für alle Beteiligten passt, deutlich höher ist. Ausserdem entfallen Provisionsgebühren. Was bezahlt werden muss, ist die Mitgliedschaft. Mit knapp 70€ für 3 Monate ist das immernoch deutlich günstiger als eine Vermittlungsgebühr von bis zu 1000€.

Seit ein paar Jahren gibt es auch auf Facebook Au Pair-Gruppen, die aktiv nach Erst- oder Wechselfamilien suchen. Meistens sind diese Mädchen aus dem asiatischen-, afrikanischen- oder Balkanraum.

Einem muss klar sein, dass es gerade bei solchen Ländern nicht immer zu einer Erteilung eines Visums kommt und der Prozess mit vielen potenziellen Schwierigkeiten versehen sein kann. Wir selbst haben uns aus anderen Motiven für die fast ausschließliche Suche nach englischen Muttersprachlerinnen entschieden und suchen unsere Au Pairs nur über AuPairWorld.

Hallo, wir sind Familie O..

Bei dem ersten Schritt, nämlich der Kontaktaufnahme mit den Au Pairs, schreibe ich einen persönlichen Text, in dem das Au Pair sehen kann, dass ich mich schon über ihr Profil belesen habe und somit aufrichtiges Interesse habe. Machen wir uns nichts vor, natürlich haben auch wir hier einen vorgefertigten Text, in dem wir unsere Familie kurz vorstellen, aber ich füge immer noch ein paar individuelle Sätze hinzu. Andersrum beantworte ich übrigens Bewerbungen ohne persönliche Anschrift kategorisch mit einem Nein, Danke.

Ich stelle also uns vor, schreibe woher wir kommen, wie alt wir sind und beschreibe die Kinder in ein paar wichtigen und natürlich liebenswerten Eigenschaften. Ich frage gleich nach, ob das Au Pair auch uns gern näher kennen lernen möchte und ob sie bereits irgendwelche Fragen hat.

Nun gibt es drei Varianten.

Variante a bedeutet, dass die Mail zwar gelesen wird, jedoch nie oder zu spät beantwortet wird. Das passiert häufig. Au Pairs bekommen in der Regel mehr Bewerbungen als Gastfamilien und müssen sich dann recht schnell entscheiden, auf welche Familie(n) sie sich fokussieren möchten. Hat man Pech und der Entscheidungsprozess ist schon getätigt, ist die Antwortrate sehr gering.

Variante b ist eine Absage. Ist mir persönlich um einiges lieber als a , da man wenigstens weiss woran man ist.

Variante c ist eine mehr oder weniger freundliche und interessierte Antwort, die auf einen weiteren Austausch hoffen lässt.

Übrigens: Je nach eigenem Standort und Wunschherkunftsland des Au Pairs, sollte man sich darauf gefasst machen mindestens 20 Kandidatinnen anzuschreiben, manchmal (wenn es über einen längeren Zeitraum geht) sogar noch mehr. Das ist zum Teil sehr demotivierend und auch zeitaufwändig, allerdings habe ich es mir abgewöhnt nur an Hand eines Profilbildes die Mädchen zu beurteilen.

Nachdem nun also ein erstes „Beschnuppern“ stattgefunden hat, warte ich in der Regel nicht allzulange die Kandidatinnen nach einem Skype-Interview zu fragen.

Das Skype-Interview

Viele Au Pairs wollen den Tagesablauf, die Bedingungen etc. wissen, damit sie sich selbst ein Bild von der Familie machen können. Ich möchte wissen, ob die Chemie stimmt. Ob jemand kommunikativ und freundlich ist, kann ich schließlich in keinem Brief oder Email herauslesen. Ich kläre also die Mädels recht schnell darüber auf, dass wir gerne in einem Interview all ihre Fragen beantworten.

Weiterer Vorteil beim Skype-Interview: Oft ist es so, dass Kandidatinnen, die sehr an der Stelle interessiert sind, recht schnell einen Termin mit uns versuchen zu finden. Andere Kandidatinnen widerum schaffen es nicht einmal einen Termin rechtzeitig oder überhaupt abzusagen, was mir gleich einen Eindruck von ihrer Zuverlässigkeit gegenüber Mitmenschen gibt. Auch bei diesen Damen kommt von uns aus recht schnell dann ein Nein, Danke.

kleiner Auszug aus einer Unterhaltung mit einer Kandidatin, die zum vereinbarten Zeitpunkt nicht bei Skype online war.

Hello! Yes I’m sorry, today I got very busy. Would you be able to talk tomorrow? Just let me know when is good.
Thanks,
XXX

Ich, xx.12.2018, 22:30 – Leider möchte Familie O. das Gespräch nicht fortführen –

Hello XXX,
Sorry, but someone who is not even able to cancel skype dates is obviously not the right person for us.

All the best and I hope you find the right family

Viktoria

Kinder, bitte draußen bleiben.

Auf den ersten Blick hört es sich etwas seltsam an. Wir suchen ein Au Pair, also jemanden für die Kinderbetreuung innerhalb unserer Famile und die Kinder dürfen beim Gespräch nicht dabei sein !?!

Ja, genau. Das hat einen schützenden Hintergrund. Alljährlich haben wir viele Skypegesprächen, in denen wir Stück für Stück blank ziehen. Wir reden vor wildfremden Menschen über unsere Ess-, Schlaf- und Lebensgewohnheiten und geben viel von uns Preis. Wir wollen, dass die Au Pairs einen authentischen Eindruck von unserem Leben hier erhalten um so wenig Komplikationen wie möglich im späteren Zusammenleben zu haben. Was wir Erwachsenen von uns weitergeben, ist schon gefiltert und wir entscheiden selbst, was wir von uns Preis geben und was nicht. Kinder kommunizieren oft völlig ungefiltert und erzählen stolz Details, die sehr privat sein können. Mal davon abgesehen können wir Eltern uns schlechter auf die Kandidatin konzentrieren, wenn die Kinder bei uns sind und alle sind mehr abgelenkt. Gerade wenn die Internetverbindung sowieso schon nicht optimal ist, kann man dann kaum noch etwas verstehen, wenn die beiden Damen im Hintergrund anfangen auf der Couch wilde Fangspiele zu spielen.

kleine Annekdote: Als Maditchen noch kleiner war und wir gerade in der Sauberkeitserziehung mit ihr waren, pinkelte sie live während eines Au Pair Interviews auf ihren Hochstuhl. Das Au Pair war glaub ich so geschockt, dass wir direkt im Anschluss an das Gespräch eine automatisierte Absagemail bekommen haben;)

In einem ersten Skype-Gespräch geht es hauptsächlich darum, ob die Grundideen von einander und die Erwartungen an einander übereinstimmen, ob die Chemie stimmt und ob sich beide Seiten vorstellen könnten miteinander zu leben und zu arbeiten. Meistens dauert es ein paar Tage nach dem ersten Gespräch, bis man sich darüber im Klaren ist. Wenn beide Seiten ein zweites Gespräch wünschen, um zu sehen ob ein gemeinsamer Weg machbar ist, laden wir die Kinder ein, sich am Gespräch zu beteiligen. Wir wollen einerseits sehen, wie die Kandidatin mit den beiden Damen umgeht und ob sie authentisches Interesse an ihnen hat. Andererseits brennen die Kinder natürlich auch darauf dem Au Pair Fragen zu stellen (meistens: „was ist dein Lieblingsessen?“ „Fährst du gerne Fahrrad“ etc).

Der Familienrat

Nach Abschluss eines zweiten Gespräches tagt bei uns dann ein Familienrat. Wir schauen uns bewusst noch einmal das Profil des Au Pairs an und diskutieren aktiv mit den Kindern, ob sie sich vorstellen könnten, die Kanditatin hier bei uns in die Familie mit aufzunehmen. Erst wenn es ein Einstimmiges „Ja“ gibt, informieren wir das Au Pair, dass wir sie gerne dazu einladen möchten, mit uns zu leben.

Der Appendix

Nun kommt der lange Rattenschwanz. Wir setzten einen Au Pair Vertrag auf, den wir schnellstmöglich per Mail an das zukünftige Au Pair schicken, sowie sie sich ebenfalls für uns entschieden hat. Sowie der Vertrag unterschrieben zurück kommt, setzten wir unser Profil bei AuPairWorld auf passiv und vereinbaren weitere Skype-Gespräche mit dem Au Pair. In der Regel Skypen wir auch nach Vertragsabschluss in etwa alle 2 Wochen bis zur Ankunft, damit die Kinder Zeit haben, sich an das neue Mädchen zu gewöhnen und wir immer wieder aufkommende Fragen und Organisatorisches schnell klären können.

So, ich hoffe, dass ich euch ein bisschen mit in unser Au Pair-Procedere nehmen konnte und es euch bei euren Entscheidungen unterstützen kann.

Alles Liebe

Viktoria


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