Dann tauschen wir eben. – 3 Wochen Haustausch

Die Idee

Vor einigen Jahren hatte ich mal eine ziemlich verrückte Idee.

Man könnt sein schönes Heim doch gegen ein anderes tauschen, oder gegen ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen und somit nicht nur reichlich Schotter sparen sondern auch zurück zum guten alten Tauschhandel kommen und den ganzen überteuerten Reiseveranstaltern einen Strich durch die Rechnung machen. Ich schaute also im Internet nach und fand tatsächlich Datenbanken für genau diese Idee.

Als Slogan stand da sowas wie „ihr Zuhause in einem anderen Land“, „Lebe wie ein Einheimischer“ und „wohne kostenlos“. Ich war schon längst überzeugt.

Getraut haben wir uns jedoch erst einige Jahre später wirklich ein Teil dieser Community zu werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es doch einiger Vorbereitungen bedarf.

Aleae iactae sunt.

Im Frühjahr begann mit meinem Lehramtsstudium. Nach über 11 Jahren geregelten Einkommens ein harter Schlag in die Magengrube fürs Konto. Immerhin hatten wir uns bis dato nicht allzu viele Gedanken bei Urlaubsplanungen machen müssen.

Aber mit einem Gehalt und neuen Ausgaben rückte ein bezahlbarer Sommerurlaub in weite Ferne.

Wir besprachen uns und stimmten überein, dass vielleicht gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sei, die Haustauschidee wieder aus der Schublade zu kramen.

nach Vergleich der verschiedenen Datenbanken entschieden wir uns für Homeexchange – das wohl größte Portal.

Die bieten freundlicherweise auch eine Geld-zurück-Garantie an, falls man innerhalb eines Jahres keinen Tausch hinbekommt. Hörte sich für uns fair ein und so bezahlten wir , wenn auch etwas zerknirscht über das viele Geld, die 130 €. Die sind nicht zuletzt auch deshalb wichtig, um die ganze Datenbank seriös zu halten.

Mama, wir brauchen einen Zauberstab, der alles sauber zaubert.

Im Mai meldeten wir uns an, im Juni hatten wir unseren Tauschpartner gefunden.

Der Entfernung halber hatten wir uns auf Frankreich, Italien, Spanien und Kroatien konzentriert. Meer sollte es in nicht allzuweiter Entfernung haben, einen Pool und nicht zu klein sein, unsere Tauschhaus.

Unser Tauschpartner kam aus einem Örtchen etwas südlich von Barcelona. 30 Minuten mit dem Auto von der katalanischen Hauptstadt entfernt, direkt am Meer, mit Pool. Wir waren begeistert und akzeptierten nach einem Skypegespräch mit der Familie.

Und nun ging es los. Dinge, die jahrelang auf der Liste der noch zu erfüllenden Dinge gestanden hatten wurden in Angriff genommen. Denn eines wollten wir auf keinen Fall: der Tauschfamilie ein leicht chaotisches oder dreckiges Zuhause für drei Wochen zu geben.

Also wurden über Wochen Sachen aussortiert, Kellerräume geordnet, Küchengeräte ausrangiert oder neu angeschafft und die Garage wieder vorzeigbar gemacht.

Es war anstrengend und doch befreiend sich von Altlasten zu trennen und das Haus in neuem Glanz zu sehen.

Während dieser Teit skypten wir noch zwei Mal mit der Familie, lernten die Kinder kennen und trafen Absprachen. Das machte alles sehr einfach.

In der Endphase wurde es dann doch nochmal etwas stressig, da für mich die ersten Klausuren anstanden. Aber Mütter sind ja berüchtigte Multi-tasking-Biester.

Tschüß Caspian, pass gut aufs Haus auf

Unser Kater würde als Abgeordneter zu Hause bleiben. Die Tauschfamilie hatten wir frühzeitig über unsere Entscheidung informiert und sie waren überaus erfreut bzw. die Kinder wenigstens für 3 Wochen ein Haustier haben zu dürfen. Wir hatte im Vorhinein überlegt den Kater solange zu meiner Schwester zu bringen, aber entschieden dass es wahrscheinlich weniger Stress für ihn bedeutet nur die Menschen und nicht den Wohnsitz für ihn zu tauschen.

Meine Schwester war so freundlich für uns die Schlüsselübergabe zu machen, sodass wir erleichtert, wenn auch etwas aufgeregt nach Spanien aufbrachen.

Wir fuhren die 1200km in der Nacht, waren am Vormittag da und wurden gleich von einem Bekannten begrüßt, der uns die Schlüssel übergab.

130m2 spanisches Leben

Natürlich waren wir gespannt wie ein Flitzebogen, ob alles wie auf den Fotos aussehen würde.

Die Kinder nahmen gleich die Kinderzimmer in Beschlag und wir erkundeten den Rest der Wohnung. Es war eine Penthouse Wohnung über zwei Stockwerke mit sehr großer Dachterrasse und Blick aufs Meer.

Badesachen an und los

Ich glaube wir waren noch keine 30 Minuten in unserem Zuhause auf Zeit eingezogen, da wurden die kleinen Kinderfüße auch schon so zappelig in Wasser zu kommen, dass wir kurzerhand alles so stehen ließen und und im Pool abkühlten. Wir waren angekommen.

In den nächsten Tagen erkundeten wir die Altstadt von Vilanova, machten kleine Ausflüge nach Sitges und kauften regionale Spezialitäten sowie Fauli-Essen aka. TK-Pizza und Nudeln ein. Als eingefleischte Camperin war auch das ein völlig neues Erlebnis. Kein Mini Camping-Kühlschrank bei dem man sich genau überlegen muss was man in den nächsten zwei Tagen braucht, Eiskrem fürs große Gefrierfach, Waschmittel für die eigene Waschmaschine. Es war wirklich als ob man sein Zuhause einfach mitgenommen hätte.

Und wie war’s nun in Spanien?

Ich muss sagen, dass wir den wohl entspanntesten Urlaub seit langem hatten. Das lag zum einen sicherlich daran, dass ich vorher alle meine Klausuren geschrieben hatte und ein riesiger Stein von mir abgefallen war, aber auch daran, dass wir einfach vielen den Tag hinein gelebt haben. Wenn man nämlich kein Geld für den Urlaub ausgegeben hat, sind auch die Ansprüche ganz anders. Da ist garnicht so wichtig jeden Tag das Beste aus ihn herauszuholen. Natürlich sind wir trotzdem unterwegs gewesen, haben uns Barcelona und Tarragona und andere kleinere Ort angeschaut. Die Hauptzeit jedoch haben wir am Pool, am Strand, auf der Terrasse oder im Bett verbracht, haben bis in die Nacht hinein musiziert oder Brettspiele gespielt und die Wochentage vergessen.

Steht das Haus noch?

Die wohl spannendste Frage gegen Ende unseres Urlaubs war, wie unsere Tauschpartner mit unserem Haus umgegangen waren. Zwar hatten wir während des Tauschs des Öfteren mit der Familie geschrieben und auch einmal geskypt, aber natürlich waren wir alle sehr gespannt ob alles an seinem Fleck wäre wenn wir nach Hause kämen.

Im Großen und Ganzen: ja. Natürlich waren einige Sachen nicht so aufgeräumt wie ich es gern hätte und unser Ceranfeld, Ofen und Gasgrill hätten auch gern ein bisschen Reinigungsmittel vor Abreise der Familie sehen dürfen, aber nun. Ich bin mir sicher, dass sie alles in ihren Möglichkeiten erdenkliche getan haben um das Haus so zu verlassen wie sie es vorgefunden haben. Das sind Peanuts.

Sommer 2018

Wir sind angefixt und schauen bereits nach einem neuen Tauschzuhause. Eigentlich war es genau so wie wir es uns vorgestellt hatten, vielleicht sogar noch besser. Also mal schauen, was es im nächsten Sommer für ein Land zu erkunden gilt.

Kleiner Haustauschguide

  • Räumt ein paar Schubladen und Schrankseiten in jedem Zimmer frei damit eure Tauschpartner Platz haben
  • Schreibt kurze Bedienungsanleitungen für die wichtigsten Elektrogeräte
  • Macht Bilder von Anordnungen in Schubladen und legt sie mit dazu
  • Lasst Lebensmittel und Sachen für den Grundbedarf da
  • Stellt euren Lieblingswein als Willkommensgeschenk mit einer Liste von Restaurants und Freizeitangeboten auf den Esstisch zur Begrüßung
  • Legt Ersatzbettwäsche raus
  • Macht eine Schlüsselübergabe durch eine vertraute Person, die einen kurzen Rundgang mit der Tauschfamilie macht und alles wichtige erklärt
  • Tauscht nur nach skypegesprächen und wenn ihr euch absolut sicher seid
  • Trefft Vereinbarungen wie das Haus verlassen werden soll

 

Sooo, das war’s erst einmal. Natürlich darf die Liste in den Kommentaren gerne ergänzt werden:)

 

Eure Viktoria

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