Ein Date mit dem Papa – Exklusivzeit für alle

Zeit zu Zweit. Eines unserer höchsten Güter. Das ist schon für Paare eine echte Herausforderung, wenn sie Eltern werden. Aber nicht nur Partner brauchen Exklusivzeit. Auch Kinder haben meiner Meinung nach ein Recht darauf, ganz exklusiv Zeit mit einem Elternteil allein zu verbringen. Alles, was im normalen Alltag eben so vorbeizieht und nicht richtig wahrgenommen werden kann, findet hier Platz, gehört zu werden. Doch wie wird man(n) allen gerecht? und wie kann Exklusivzeit überhaupt vereinbart werden ?

Lotta ist aufgeregt. Schon seit Wochen fiebert sie dem Oktober entgegen. Zum einen, weil Halloween-Zeit ist und Weihnachten langsam in greifbare Nähe rückt. Zum anderen aber vor allem, weil sie ein „Date“ hat. Ein „Date“, das sich alle drei Monate wiederholt und in dem sie die Hauptrolle spielt. Ein „Date“ mit ihrem Papa.

Schon lange hat sie sich genau überlegt, was sie gerne mit ihm machen möchte: Ins neue Schwimmbad soll es gehen und sie möchte mit ihm vom 5 Meter Turm Springen, in die Sauna nach dem Schwimmen und am Ende noch schön Essen gehen. Das hat ihr nämlich bei ihrem letzten „Date“ im Juli so gut gefallen. Da war sie mit dem Papa nach dem Wandern im Restaurant essen. Mit Kerze auf dem Tisch und Erwachsenenkarte und nicht wie sonst immer der Kindermenü-Karte zum Ausmalen.

Madita sitzt während Lottas ausführlichem Vortrag ganz still da und runzelt die Stirn. „Und ich möchte den neuen Eisköniginnen-Film mit Papa sehen“ sagt sie und fügt schnell etwas traurig hinzu „ach, ich wünschte, es wäre schon November“.

Bei uns ist das nämlich seit einigen Monaten so: Einmal im Monat hat eine von uns drei Damen ein „Date“ mit dem Papa/Mann. Der Tag wird mindestens drei Wochen im Vorhinein gemeinsam ausgesucht und dick im Kalender markiert. Das hilft vor allen den Kindern, zu sehen, wie lange es noch bis zu ihrem „Date“ mit Papa dauert. Dadurch, dass dieses System rotiert, fällt es den Kindern deutlich leichter, sich für das Geschwisterkind zu freuen und sich nicht benachteiligt zu fühlen. Es weiß, dass im nachfolgenden Monat das Geschwisterkind an seiner Stelle ist und es dann selbst die Papa-Exklusivzeit hat.

Auch für meinen Mann ist es eine ganz neue Erfahrung. Er kann sich auf ein Kind konzentrieren und kann Unterhaltungen und anvertraute Geheimnisse viel wertschätzender abspeichern. Es ist kein zweites Kind da, das auch um seine Aufmerksamkeit buhlt und ich merke, wie gut auch ihm das tut. Da er die meiste Zeit unter der Woche unterwegs ist und die Kinder ihn fast nur am Wochenende sehen, kommen nämlich genau diese wichtigen Gespräche viel zu kurz.

Wieso denn nun aber ein Drei-Monats-Turnus bei zwei Kindern?

Als wir die Date-Idee in der Familie einführten, schwebte uns ein alternierendes System vor und wir waren schon fast drauf und dran, den Kindern gerade und ungerade Monate zuzuteilen. Dann aber erinnerte ich mich daran, wie wenig Zeit auf mir oft allein dem Vater unserer Kinder bleibt. Wir genießen unsere kostbaren Wochenenden gemeinsam sehr und es fällt mir schwer, den Kindern diese Zeit mit ihrem Papa „wegzunehmen“. Andererseits wäre es schön, wieder halbwegs regelmäßig Paarzeit zu haben, und sei es auch nur für wenige Stunden. Also entschieden wir, dass auch ich alle drei Monate ein Date mit dem Papa bekomme, was lustigerweise von Seiten der beiden Damen mit ernstem Nicken und „ja, das ist auch so wichtig“ aufgenommen wurde.

Und so ist es nun. Jeden Monat hat mein Mann mit einer seiner drei Herzdamen ein Date. Er selbst überlegt sich mittlerweile auch immer schon im Vorfeld, was er mit uns machen könnte und überrascht uns mit wirklich tollen Vorschlägen.

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